Nepal
Berge von Problemen, erst recht für Frauen
Nepal, ein Traumland vieler Touristen, ist ein hartes Pflaster für viele seiner Bewohner. Die wirtschaftliche Lage ist schwierig, viele sehen keine Perspektiven und versuchen ihr Glück als Arbeitsmigranten. Unzählige Familien sehen sich nur alle paar Jahre. Gleichzeitig überleben sie nur dank der Geldüberweisungen der Angehörigen im Ausland.
Mädchen und Frauen werden in Nepal systematisch benachteiligt. Traditionen und Vorurteile erheben sich vor ihnen wie unbezwingbare Berge. Kommt dann jemand und verspricht einen gut bezahlten Job, steigen manche jungen Frauen darauf ein – und enden als Sex- oder Arbeitssklavinnen in Indien.
Christen bilden eine kleine, aber wachsende Minderheit im hinduistisch geprägten Nepal. Viele Nepalesen haben sich in letzter Zeit dem Christentum zugewandt. Allerdings hat ein neues Gesetz zu Verunsicherung geführt. Es verbietet es, andere Menschen zum Übertritt zu einer anderen Religion zu animieren.
Unsere Hilfe in Nepal
Gewerbeförderung
- Unternehmerseminare und Konferenzen
- Aufbau von Familienbetrieben
- Mikrokreditprogramme u.a. in Form von Büffel-, Ziegen- oder Schweinebank
- Produktionsoptimierung in Firmen
- Förderung der beruflichen Entwicklung von Erwachsenen
- Schulung von Jugendlichen zur Berufsfindung
- Katastrophen- und Nothilfe
Menschenhandel
- Auffangen von gefährdeten und gehandelten Mädchen und Frauen an einem indisch-nepalesischen Grenzübergang sowie Betrieb eines Schutzhauses
- Befreiungs- und Rückführungsaktionen
- Aufklärung unter Risikogruppen und bei staatlichen Behörden
- Psychologische Begleitung und Integrationshilfe für Frauen der diskriminierten Badi-Kaste
- Schulische Förderung von gefährdeten Badi-Kindern und Jugendlichen
- Junge Frauen aus Nachtclubs und Karaoke-Bars erhalten niederschwellige Hilfe und Ausbildungsmöglichkeiten sowie psychologische Betreuung in unserer Anlaufstelle
Ausführliche Informationen zu Nepal
Beeindruckende Berge erheben sich in Nepal, darunter der Mount Everest, der höchste Berg der Welt. Das Himalaya-Gebirge scheint unüberwindlich. Gross und schwindelerregend sind auch die Probleme, die den Menschen in Nepal das Leben schwer machen. Armut, Arbeitslosigkeit, Menschenhandel und Ausbeutung sind verbreitet.
Armut zwingt viele zum Auswandern
Nepal ist ein armes Land. Das Bildungsniveau ist tief, die Analphabetenrate hoch, die Energieversorgung ungenügend. Traditionen, insbesondere das Kastendenken, verhindern Veränderungen. Naturkatastrophen wie Erdbeben, Überschwemmungen und Erdrutsche werfen das Land immer wieder zurück. Auch politische Instabilität und Korruption behindern den Fortschritt.
Die Schwierigkeiten veranlassen viele Nepalesen, ihr Glück im Ausland zu suchen, wo die Aussichten besser scheinen. In Malaysia zum Beispiel kann man als Lastenträger monatlich 800 Dollar verdienen, während eine Primarschullehrerin in Nepal mit 100 Dollar auskommen muss. Täglich verlassen etwa 1700 Personen Nepal. Viele führt die Reise weit weg, unter anderem in die Golfstaaten. Von solchen Orten kehren sie nur alle paar Jahre einmal zurück in die Heimat. Die Geldüberweisungen der Migranten tragen 25 % zum Bruttoinlandprodukt bei.
Mädchen und Frauen werden benachteiligt
Mädchen und Frauen gelten nicht viel in Nepal. Familien sehen Töchter als Belastung an, für deren Mitgift man viel Geld aufbringen muss. Bei der Hochzeit verlangt die Familie des Mannes Geld und Geschenke im Wert von Tausenden von Dollar – weit mehr, als die meisten Familien aufbringen können. Söhne hingegen betrachtet man als Stütze der Familie, die einen bis ans Lebensende versorgen. So erstaunt es nicht, dass nepalesische Mädchen keine guten Perspektiven haben, sondern systematisch benachteiligt werden: Sie gehen weniger lange zur Schule als Buben und werden früh verheiratet, wenn es irgendwie geht. Manche Familien verkaufen ihre Töchter als Hausmädchen an reiche Familien, für die sie dann gegen einen Hungerlohn tagein, tagaus arbeiten müssen. Ein Mädchen abzutreiben, ist in Nepal gratis.
Menschenhandel
In Nepal grassiert der Menschenhandel, die Route von Nepal nach Indien gilt als eine der am stärksten frequentierten Menschenhandelsrouten der Welt. Jährlich fallen etwa 20'000 Mädchen und Frauen Menschenhändlern zum Opfer. Manche werden von ihren Familien verkauft, oft schon als Kinder. In vielen Fällen sehen Eltern keinen anderen Ausweg aus Schulden oder Armut. Zudem ahnen sie nicht, was ihren Kindern droht. Manche Opfer sind einfach gutgläubig, wenn jemand ihnen einen gut bezahlten Job verspricht. Viele enden als Sexarbeiterinnen in einem Bordell oder als Arbeitssklavinnen. Sind sie einmal in der Falle, müssen sie tun, was man ihnen befiehlt, sonst drohen schwere Strafen.
Religion
Die Religion prägt die nepalesische Kultur und den Alltag. 80 % der Menschen in Nepal sind Hindus, 10 % Buddhisten – manche beides gleichzeitig. Bis 2007 war Nepal eine hinduistische Monarchie, seither gilt es als säkulare Republik. Christen und andere religiöse Minderheiten haben zahlenmässig zugelegt, Christen haben einen Aufbruch wie zu Zeiten der Apostelgeschichte erlebt. Ende 2017 allerdings wurde ein Antikonversionsgesetz eingeführt. Seither ist es in Nepal verboten, jemanden zum Religionswechsel anzuwerben, egal mit welchen Mitteln. Verstösse können mit fünf Jahren Gefängnis oder einer Geldstrafe geahndet werden. Minderheiten klagen, dass damit die Religionsfreiheit eingeschränkt werde. Für Christen birgt das Gesetz viel Unsicherheit. Die eigentlich säkulare Verfassung schützt die traditionellen Religionen Nepals, den Hinduismus und den Buddhismus.
Quellen
Nepal, www.liportal.de, 07.05.2020 (Das Portal wurde am 30.06.2021 eingestellt.)
Elke Büdenbergers Leben als First Lady, www.tagesspiegel.de, 13.2.2020
Nepal – ein Land wandert aus, www.deutschlandfunk.de, 16.12.2017
Nepal: Kinderehen bedrohen Zukunft vieler Mädchen, www.hrw.org, 07.09.2016
Zehntausende Mädchen werden von Nepal für die Sexindustrie nach Indien verschleppt, www.netzfrauen.org, 10.10.2019
Nepal: Die verkauften Mädchen, www.daserste.de, 23.08.2015
Der Hinduismus, www.arte.tv, 25.10.2017
Nepal – Religionsfreiheit in Gefahr, www.csi-schweiz.ch, 29.04.2018