Belarus

Eine Diktatur am Scheideweg

Belarus gilt als Europas letzte Diktatur. In der Tat führt Präsident Lukaschenko sein Land seit 1994 mit harter Hand. Erst seit 2020, als seine Wahl zum Präsidenten ganz offensichtlich gefälscht war, gehen die Leute in Massen auf die Strasse und wehren sich. Der Ausgang des Machtkampfs ist offen.

Belarus ist in vieler Hinsicht von seinem grossen Nachbarn Russland abhängig. Die Beziehung ist also keine auf Augenhöhe, sondern letztendlich von Russland dominiert.

Vieles in Belarus läuft fast noch wie zu sowjetischen Zeiten, insbesondere die staatlich gelenkte Wirtschaft. Solange der Staat – wie zu alten Zeiten – seine Bürger einigermassen versorgte, regte sich nur wenig Widerstand. Das begann sich zu ändern, als dem Staat nach und nach das Geld ausging, die staatlichen Dienstleistungen schlechter wurden und Korruption immer stärker um sich griff. Die Brutalität, mit der das Regime nach den gefälschten Wahlen gegen die eigenen Bürger losging, liess die Zustimmung endgültig in den Keller sinken.

 

 

Unsere Hilfe in Belarus

Humanitäre Hilfe

  • Lebensmittel, Winterhilfe und Kleider für bedürftige Familien, Rentner und Behinderte.

 

Sommerlager

  • Lager für Kinder und Jugendliche aus schlimmen Familienverhältnissen und Behinderte.


Spitex-Projekt Bethanien

 

 

Ausführliche Informationen zu Belarus

Belarus (Weissrussland) erklärte sich 1991, nach dem Zerfall der Sowjetunion, zum unabhängigen Staat. Das Land litt damals noch stark an den Folgen der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl, die 1986 ein Viertel des Territoriums kontaminiert hatte.

Anders als viele andere Länder, die aus der Sowjetunion hervorgingen, ist das offizielle Belarus stets russlandfreundlich geblieben. Langzeitherrscher Lukaschenko geniesst bis heute Rückendeckung aus Moskau. Seine Beziehung zum russischen Präsidenten ist allerdings zwiespältig, denn die wirtschaftliche Abhängigkeit des kleinen Belarus von Russland ist riesig und Putin kann Lukaschenko jederzeit unter Druck setzen. Russische Gaslieferungen bzw. der Preis, den Belarus dafür zahlen sollte, haben wiederholt zu Spannungen geführt.

 

Kommunistisches Erbe wirkt nach
Einzigartig ist Belarus auch darin, dass grosse Teile der Wirtschaft nach wie vor von staatlichen Stellen nach planwirtschaftlichen Grundsätzen gesteuert werden. Das hat dazu geführt, dass Betriebe international nicht konkurrenzfähig sind und viele unrentable Strukturen am Leben erhalten werden. Die Kosten für den Staat sind hoch, Geld- und insbesondere Devisenknappheit ist ein Problem.

Rund 10 % der Leute arbeiten in der Landwirtschaft, vorwiegend in staatlichen Betrieben, die Kartoffeln anbauen oder Vieh züchten. Ein grosser Teil der Bevölkerung ist in staatlichen Industriebetrieben tätig. Wichtige Zweige sind die Maschinenindustrie, die Konsumgüterproduktion, Bergbau oder Düngerproduktion.

Lange hatte Belarus ein für die Region einzigartiges Sozialsystem, was dem Regime beträchtliche Zustimmung im Volk sicherte. Es ist aber immer schwerer zu finanzieren und bröckelt auch wegen Korruption. Die Armut im Land nimmt zu. Wer irgendwo ein Fleckchen Erde hat, pflanzt dort Kartoffeln und Gemüse für den Eigenbedarf oder zum Tauschen gegen andere Güter. Wer arm sei, strenge sich einfach nicht genug an, ist eine unter den Wohlhabenderen verbreitete Haltung. Entsprechend unternimmt der Staat wenig, um das Los der Armen zu verbessern. Schwierig ist die Lage insbesondere für Arbeitslose: Sie werden besteuert, anstatt unterstützt. Damit werde das Parasitentum bekämpft, lautet die Begründung.

Knapp die Hälfte der belarussischen Bevölkerung bezeichnet sich als nichtreligiös oder atheistisch. Gut 40 % sind orthodox, Katholiken bilden die bedeutendste religiöse Minderheit. Alle anderen Gruppierungen – von Evangelischen bis zu Muslimen – kommen zusammen nur auf etwa 3 %.

 

Gesundheitswesen: gut gedacht, aber marode

Das belarussische Gesundheitswesen garantiert allen Leuten gratis (bzw. über Steuern finanzierte) medizinische Versorgung, viele Einrichtungen sind allerdings marode und besonders in ländlichen Gegenden ist die Abdeckung ungenügend. Zudem herrscht in manchen Spitälern Personalknappheit, weil Fachkräfte auswandern.

Ein bedeutendes gesundheitliches und soziales Problem ist der hohe Alkoholkonsum. Laut Weltgesundheitsorganisation war der Pro-Kopf-Verbrauch von reinem Alkohol vor ein paar Jahren der höchste weltweit. Belarussische Behörden bestreiten das jedoch.

 

Menschenhandel
Belarus ist Ursprungs-, Transit- und Bestimmungsland des Menschenhandels. Es werden mehr Opfer im eigenen Land ausgebeutet als international. Die Massnahmen zur Bekämpfung des Menschenhandels sind ungenügend.

Ein Problem ist weiter die staatlich verordnete Zwangsarbeit. So werden beispielsweise Studenten gezwungen, unentgeltlich in der Landwirtschaft zu arbeiten.

 

Massenproteste mit ungewissem Ausgang

Belarus gilt als letzte Diktatur Europas. Lange wagten nur wenige Mutige, dem Regime zu widersprechen. Seit 2020 wehrt sich das Volk mit Massenprotesten gegen das offensichtlich gefälschte Ergebnis der letzten Präsidentenwahlen. Das Regime geht mit harter Hand gegen Demonstrierende vor. Viele Regimekritiker sitzen im Gefängnis. Wie der Machtkampf ausgeht, ist ungewiss. Westliche Länder kritisieren seit Jahren Menschenrechtsverletzungen und haben schon mehrfach Sanktionen verhängt, so auch 2020.

 

Quellen
Belarus country profile, www.bbc.com
https://de.wikipedia.org/wiki/Belarus
www.britannica.com/place/Belarus
https://www.cia.gov/the-world-factbook/countries/belarus/

 

 

 

 

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