Usbekistan
Einst Juwel an der Seidenstrasse, heute ein Armenhaus
25 Jahre lang hatte Präsident Karimov Usbekistan mit harter Hand regiert, von Versammlungs- und Meinungsfreiheit konnten die Menschen nur träumen. Nach seinem Tod 2016 wurden die Zügel vorerst etwas gelockert, dann aber wieder angezogen. Wohin Usbekistan steuert, ist nicht klar.
Usbekistan ist ein Kernland des Islams, allerdings ist die Religionsausübung stark eingeschränkt. Begründet wird dies gleich wie in der ganzen Region: Unter dem Deckmantel der Religion würden sich radikale Strömungen verbreiten und den Staat schliesslich bedrohen. Dem müsse vorgebeugt werden.
Trotz reicher Bodenschätze ist die usbekische Bevölkerung arm. Die Wirtschaft ist weitgehend staatlich kontrolliert, private Initiativen gibt es wenige. Viele sehen im Land selbst keine Perspektiven und wandern aus. Unter den Zurückgebliebenen ist die Unzufriedenheit gross.
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Ausführliche Informationen zu Usbekistan
Anders als die Nachbarländer Kasachstan, Kirgisistan und Turkmenistan, die mit ihren nomadischen Wurzeln lange nur oberflächlich islamisiert waren, war Usbekistan seit dem frühen Mittelalter ein Kerngebiet islamischer Kultur. Insbesondere die Städte Buchara und Samarkand spielten eine wichtige Rolle. Im 19. Jahrhundert erlangte Russland die Herrschaft über Usbekistan, 1918 wurde es Teil der Sowjetunion. Nach deren Zerfall erklärte sich Usbekistan 1991 zum unabhängigen Staat.
Diktatur trotz demokratischer Verfassung
1992 trat eine demokratische Verfassung in Kraft, welche die Achtung der Menschrechte, Gewaltentrennung und anderes garantierte. Nichtsdestotrotz entwickelte sich eine autoritäre Präsidialrepublik. Islom Karimov, der erste Präsident, regierte während 25 Jahren diktatorisch. Oppositionsparteien waren verboten, Versammlungs- und Meinungsfreiheit gab es nicht. Nach seinem Tod 2016 wurde Shavkat Mirziyoyev Präsident. Er lockerte die Zügel: Unter anderem wurden politische Gefangene freigelassen und die Medien genossen mehr Freiheit. Allerdings folgten dann wieder Repressionen, so dass nicht klar ist, welchen Kurs Usbekistan steuert.
Unter staatlicher Kontrolle
Die Wirtschaft Usbekistans ist weitgehend staatlich kontrolliert und geprägt, die Privatwirtschaft hat sich bisher kaum entwickeln können. Der Präsident kann jederzeit in Wirtschaftsabläufe eingreifen, was potenzielle Investoren verunsichert.
Usbekistan ist reich an Bodenschätzen wie Erdgas, Gold, Erdöl, Kohle, Silber und Kupfer. Wichtigster Wirtschaftszweig ist die Landwirtschaft. Baumwolle spielt eine besonders wichtige Rolle, ihr Export generiert ein Drittel der Deviseneinnahmen. Lange zwang der Staat jedes Jahr im Herbst Kinder, Jugendliche, Studenten und Angestellte des öffentlichen Dienstes, wochenlang Baumwolle zu pflücken. Die Arbeitsbedingungen waren katastrophal, das Entgelt lächerlich. Unter dem neuen Präsidenten ist diese Praxis stark eingedämmt, aber nicht abgeschafft worden.
Für die breite Bevölkerung gibt es in Usbekistan zu wenig Arbeitsstellen, viele leben von der Hand in den Mund. Das hat zur Folge, dass Usbeken in grosser Zahl ins Ausland, zum Beispiel nach Kasachstan, Russland und die Türkei, gehen, um dort zu arbeiten. Wer zurückbleibt, muss schauen, wie er über die Runden kommt. Die Perspektivenlosigkeit führt zu Unzufriedenheit und das wiederum ist ein guter Boden für Radikalisierung.
Keine Religionsfreiheit
In Usbekistan leben Angehörige von rund 100 Ethnien, davon 71 % Usbeken, 5,1 % Russen, 5 % Tadschiken. Einst lebten 40'000 von Stalin verschleppte Deutsche im Land, heute noch etwa 8000. 89 % sind sunnitische Muslime, etwa 8 % (zumeist Angehörige der russischen Minderheit) sind russisch-orthodox. Darüber hinaus gibt es schiitische Muslime sowie Angehörige anderer christlicher Konfessionen. Die Verfassung sieht Religionsfreiheit vor, doch aus Furcht vor radikalen Strömungen, insbesondere von Seiten des schiitischen Islams, schränkt der Staat die Religionsausübung stark ein. Zugelassen sind nur staatlich registrierte Gruppen. Christen sind stark benachteiligt, der Druck auf sie hat über die Jahre zugenommen. Nach dem Weltverfolgungsindex belegt Usbekistan den Platz 18 (Stand Januar 2020). Auch Amnesty International beklagt die eingeschränkte Religionsfreiheit.
Menschenhandel
Offiziell ist Prostitution in Usbekistan verboten, trotzdem wird sie praktiziert. Es soll im Land über 20'000 Prostituierte geben, zumeist Frauen, die sehr arm sind und keine Alternative sehen. Manchmal erpressen Polizisten von Prostituierten Schutzgeld. Usbekistan ist ein Reiseziel für Sextouristen aus Indien.
Menschenhandel zum Zweck der Arbeitsausbeutung findet in grossem Stil statt. Rekrutiert werden insbesondere Männer für Grossbaustellen in Russland, Ölfelder in Kasachstan oder Arbeiten in der Türkei oder im Nahen Osten. Es existieren Berichte, wonach Babys an Menschenhändler verkauft werden. Schätzungsweise 7 % der Frauen werden verheiratet, bevor sie 18-jährig sind, oft aus finanzieller Not. Usbekische Frauen werden zwecks Heirat nach Südkorea vermittelt, wo Frauenmangel herrscht. Die Praxis wird in Usbekistan kritisiert, insbesondere durch muslimische Kreise.
Quellen
Uzbekistan: Religion, www.globalsecurity.org, 26.01.2021
Usbekistan, www.liportal.de
Prostitution in Usbekistan, www.wikipedia.com
www.iwpr.net/global-voices/uzbekistan-sex-trade-rise
Taking the Fight Against Human Trafficking Online in Uzbekistan, www.iom.int, 14.02.2020
Alarming number of babies being sold in Uzbekistan, anti-trafficking groups say, www.reuters.com, 16.1.2021
Usbekistan, www.humanium.org
www.eurasianet.com